Die sinnvolle Symbiose von Virtual Reality und Medizin
Was hat Medizintechnik mit Virtual Reality zu tun? Ist das eine nicht ein lebenswichtiger Bereich und das andere eine bloße Spielerei für Gamer und ein Gimmick, mit dem Betreiber ihre Webseiten interessanter gestalten wollen? Vor ein paar Jahren hätte man sich mit diesen Aussagen auseinandersetzen müssen, aber mittlerweile dürfte bei den meisten angekommen sein, dass Virtual Reality mehr als Kinderkram ist und der Einsatz von VR-Technik einen sinnvollen Beitrag leisten kann. Im folgenden Artikel wird die Verquickung von Medizin und Virtual Reality behandelt und welche Möglichkeiten sich dadurch ergeben. Ausschlaggebend für diesen Artikel war die Entwicklung einer virtuellen Bio-Datenbank, die Forscher der Universität Newcastle im Koop mit dem Hunter Medical Research Institute entwickelt haben.
Die virtuelle Biodatenbank
In diesem speziellen Fall wurden für die virtuelle Datenbank 3D-Kopien von menschlichem Krebsgewebe erstellt und diese dann anschließend in der Datenbank gespeichert. Die physische Gewebeprobe wurde sozusagen digitalisiert und kann nun in einer Virtual-Reality-Umgebung visualisiert und untersucht werden. Durch dieses Verfahren ergeben sich mehrere Vorteile. Da das Ausgangsmaterial nicht mehr physisch vorliegen muss, können nun mehrere Forscherteams simultan die Proben analysieren, weil sie ungebunden vom Material und Ort sind und der Zugriff immer und von überall stattfinden kann, ein stabile Netzverbindung mal vorausgesetzt. Durch diese breitere Verfügbarkeit des Materials erhoffen sich die Forscher, schneller bedeutende Fortschritte auf dem Gebiet der Medizin machen zu können.
Auch wird durch das neue Verfahren der Zeitfaktor, bis die Probe untersucht werden kann, deutlich beschleunigt, vor allem, wenn man bedenkt, dass bis dato Gewebeproben von Patienten nur auf Anfrage bei lokalen, physischen Biobanken zugänglich waren und vom Prozess der Anfrage bis hin zur tatsächlichen Lieferung eine geraume Zeit vergehen konnte. Als vorteilhaft erweist sich auch der Umstand, dass nach der Digitalisierung der Gewebeproben die medizinischen Daten für die Medizin und Wissenschaft auch dann zur Verfügung stehen, wenn die physischen Gewebeproben schon längst nicht mehr intakt sein sollten.
Die Möglichkeiten von VR weiter gesponnen
Neben der oben genannten virtuellen Datenbank können Medizinstudenten durch die Visualisierungshilfe, die VR bietet, die Inhalte ihres Studiums besser erlernen oder ihre bereits erworbenen Kenntnisse auf die Probe stellen, indem sie beispielsweise das Sezieren eines menschlichen Körpers oder Operationen zur Behandlung verschiedener Symptome in einer virtuellen Umgebung simulieren können. Einen Schritt weiter gedacht könnten Ärzte neue Behandlungstechniken an virtuellen Patienten erproben oder bei komplizierten operativen Eingriffen, sich auf den realen Eingriff vorbereiten.
Diese bisher genannten Beispiele lassen sich den Bereichen Wissenschaft, Forschung und Wissensvermittlung zuordnen, aber auch im Bereich der Behandlung kann Virtual Reality sinnvoll eingesetzt wird. Ein Einsatzgebiet stellt die Konfrontationstherapie bei Phobien dar, denn je hochentwickelter die eingesetzte VR-Technologie ist, desto stärker der dadurch erzeugte Immersionseffekt und das Gefühl einer realen Situation ausgesetzt zu sein. Entsprechend können Angstpatienten durch Therapeuten behandelt werden, ohne dass diese sich der konkreten Situation im Realen aussetzen müssten. So kann ein Patient mit Flugangst durch den Einsatz von Virtual Reality behandelt werden, ohne ein reales Flugzeug besteigen zu müssen oder ein Spinnenphobiker sich mit seinen Urängsten auseinandersetzen, ohne sich realen Arachniden nähern zu müssen.
Als Mittel zu Ablenkung oder zur Verbesserung von Gemütszuständen soll VR ebenfalls eingesetzt werden können, bspw. zu Behandlung von Depressionen, wobei hier noch die ersten Studien zur Wirksamkeit abgewartet werden müssen. Erste positive Ergebnisse gibt es hingegen schon für den Einsatz von Virtual Reality in der Schmerztherapie. Laut ersten Studien scheint die Ablenkung der zu behandelnden Patienten durch das Eintauchen in virtuelle Welten positive Effekte zu haben und Schmerzen und Stress deutlich verringern zu können.
Der technische Fortschritt der letzten Jahre macht diese Entwicklung erst möglich, denn das zum Erstellen der sehr detaillierten, hochauflösenden 3D-Bilder eingesetzte, handgefertigte Lasermikroskop wäre vor ein paar Jahren nicht denkbar gewesen und auch erst der verstärkte Immersionseffekt durch hochauflösende VR-Technik macht ein Einsatz für die Behandlung von Patienten erst praktikabel. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren noch fortsetzen und man darf gespannt sein, in welchen Bereichen den Einsatz von VR noch Fuß fassen wird.
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