30. Juli 2025

Power für die Industrie: Wie Energiespeicher die Netzstabilität sichern

Industrieunternehmen stehen durch die Energiewende vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits sollen sie ihren Energieverbrauch senken und CO2 einsparen, andererseits muss ihre Versorgung auch in Spitzenzeiten stabil bleiben. Die Lösung? Moderne Energiespeichersysteme, die nicht nur regenerative Energien puffern, sondern auch zur Netzstabilität beitragen und wirtschaftliche Vorteile bringen.

Warum Netzstabilität heute entscheidend ist

Stromnetze sind auf Ausgeglichenheit angewiesen: Produktion und Verbrauch müssen jederzeit im Gleichgewicht sein. Doch mit dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix wird genau das zur Herausforderung. Wind und Sonne liefern Strom nicht gleichmäßig, sondern wetterabhängig. Wenn in Norddeutschland die Windräder rotieren und im Süden gleichzeitig die Sonne scheint, entstehen Produktionsspitzen, die das Netz belasten.

Energiespeicher fangen diese Schwankungen auf. Sie nehmen Strom bei Überproduktion auf und geben ihn bei Bedarf wieder ab. Das entlastet nicht nur das Netz, sondern hilft auch Unternehmen, ihre Energiekosten zu optimieren.

Seit 2024 gilt: Stromspeicher gelten als steuerbare Verbrauchseinrichtungen im Sinne des § 14a EnWG.

Bollingstedt macht’s vor

Ein aktuelles Beispiel aus Schleswig-Holstein zeigt, was heute technisch möglich ist: In Bollingstedt ist im Juni 2025 einer der größten Batteriespeicher Deutschlands ans Netz gegangen. Mit einer Kapazität von 238 MWh kann die Anlage bis zu 170.000 Haushalte  mit Strom versorgen. Der Speicher besteht aus 64 Containern mit Lithium-Ionen-Batterien und gleicht Produktionsspitzen aus Wind und Sonne effektiv aus.

Solche Speicher zeigen, wie sich Stromverbrauch und die Produktion von Strom flexibilisieren lassen. Sie sind damit nicht nur technische, sondern auch wirtschaftliche Innovationen für die Industrie.

Mehr als nur Puffer: Vorteile für Unternehmen

Energiespeicher bieten Vorteile für die Industrie, die weit über das Thema Versorgungssicherheit hinausgehen:

Lastspitzen kappen: In der Industrie führen hohe gleichzeitige Verbräuche zu Lastspitzen, die teuer werden können. Mit Speicherlösungen lassen sich diese Spitzen glätten und damit Netzentgelte senken.

Eigenverbrauch optimieren: Unternehmen mit Photovoltaikanlage oder anderen regenerativen Energiequellen können ihren Eigenverbrauch durch eigene Stromspeicher effektiver nutzen und damit unabhängiger vom Strommarkt werden.

Blackout-Resilienz: Moderne Speicher können im Notfall Überbrückungsstrom liefern – ein wichtiger Faktor für Unternehmen mit sensiblen Prozessen.

Integration in Energiemanagementsysteme: Speicher sind heute intelligent vernetzbar. Über Software lässt sich steuern, wann Strom gespeichert oder entnommen wird. Dies wird dann abgestimmt auf Preise, Wetterprognosen oder Produktionsprozesse.

Technologien im Vergleich

Nicht jeder Speicher ist gleich. Je nach Anwendung, Speicherdauer und Leistungsbedarf kommen unterschiedliche Technologien zum Einsatz. Jede dieser Technologien hat Vor- und Nachteile:

Lithium-Ionen-Batterien sind aktuell der Industriestandard. Sie zeichnen sich durch eine hohe Energiedichte, kurze Reaktionszeiten und eine gute Skalierbarkeit aus. Ideal für Unternehmen, die schnell auf Laständerungen reagieren müssen, beispielsweise in der Produktion oder bei Eigenverbrauchsoptimierung durch PV. Aufgrund sinkender Kosten ist die Technologie inzwischen auch wirtschaftlich attraktiv für größere Anwendungen.

Redox-Flow-Batterien speichern Energie in flüssiger Form. Vorteil: Die Kapazität ist unabhängig von der Leistung skalierbar, und die Lebensdauer ist mit bis zu 20.000 Ladezyklen extrem hoch. Sie eignen sich besonders für den stationären Betrieb mit häufigem Be- und Entladen, zum Beispiel in Industrieparks.

Thermische Speicher z.B. mit Wasser wandeln Strom in Wärme um, die über lange Zeiträume gespeichert werden kann. Besonders sinnvoll sind sie dort, wo Prozesswärme ohnehin benötigt wird. Dies könnte in der chemischen Industrie oder in der Lebensmittelverarbeitung der Fall sein.

Wasserstoff gilt als Langzeitspeicher der Zukunft. Strom wird über Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt und kann über längere Zeiträume gespeichert und transportiert werden. Noch ist die Effizienz gering und die Technologie teuer, doch sie verspricht eine CO2-neutrale Lösung für große Energiemengen.

Jede dieser Technologien erfüllt unterschiedliche Rollen im Energiesystem. Entscheidend bei der Auswahl ist die Kombination aus Wirtschaftlichkeit, technischer Machbarkeit und langfristiger Strategie.

Fazit

Energiespeicher sind Schlüsseltechnologien für die Energiewende und eine echte Chance für Industrieunternehmen. Ob Neubau oder Nachrüstung: Wer jetzt investiert, sichert sich langfristige Vorteile.

 

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