Von Atomen, Computerprogrammen und der Doppelhelix – Frauen in der Wissenschaft Teil 1
Wenn es um das Thema „Frauen in MINT-Fächern“ geht, liegt der Tenor vor allem darauf, dass es zu wenig weibliche Studenten der naturwissenschaftlichen Fächer gibt. Natürlich lässt sich dieser Fakt nicht von der Hand weisen und Abhilfe ist dringend nötig – schließlich ist es großartig wenn sich mehr Menschen, egal welchen Geschlechts, mit diesem faszinierenden Bereich beschäftigen! Allerdings gibt es dabei vielleicht auch eine zweite Ebene des Problems: Sichtbarkeit. Während es mit Giganten wie Newton, Edison, Tesla und Co. mehr als genug Vorbilder für angehende (männliche) Wissenschaftler gibt, sind ihre weiblichen Pendants – wie die diesjährige Nobelpreisträgerin für Physik Donna Strickland – bei vielen Menschen nicht so präsent. Ein guter Grund, einen näheren Blick auf dieses Thema zu werfen!
Das Unsichtbare sichtbar machen
Alle naturwissenschaftlichen Forscher werden von dem Wunsch angetrieben, zu verstehen, wie die Welt in ihrem Innersten funktioniert. Auch wenn sich die Wege zu diesem Verständnis unterscheiden und im Bereich der Physik, Chemie, Mathematik oder Astronomie liegen, streben alle das gleiche Ergebnis an. In Zeiten des Internets ist es für viele Menschen leichter als jemals zuvor, von diesem gewonnenen Wissen zu profitieren, aber leider geraten dabei die Entdecker und Entdeckerinnen dieser Phänomene in den Hintergrund. Während der Name „Marie Curie“ vielen Menschen noch etwas sagt – schließlich hat sie die Elemente Polonium und Radium entdeckt – sieht es bei anderen deutlich schlechter aus. Daher folgt hier eine kleine aber feine Auswahl an Wissenschaftlerinnen, mit denen sich zum Beispiel bei der nächsten Party prima Eindruck schinden lässt:
Maria Goeppert-Mayer: Bisher waren unter den 209 Gewinnern des Physik-Nobelpreises 3 Frauen. Neben Marie Curie und der diesjährigen Preisträgerin ist Goeppert-Mayer die Dritte im Bunde. Mit welcher Forschung sie diesen beeindruckenden Preis gewonnen hat? Mit nichts Geringerem als der Entdeckung des Schalenmodells bei Atomkernen, das sie zeitgleich und unabhängig von Hans Jensen entdeckte. Die beiden gewannen 1963 zusammen den Physik-Nobelpreis und entwickelten eine enge Freundschaft, die dazu führte, dass sie sogar zusammen ein Buch schrieben.
Ada Lovelace: Gerade wer sich mit Informatik beschäftigt, ist bestimmt schon einmal über den Namen dieser Dame gestolpert. Auch wenn der Name eher Romantisches vermuten lässt, hat die Mathematikerin eine beeindruckende Leistung erbracht, ohne die unsere heutige Informationstechnologie nicht möglich wäre: Gemeinsam mit dem Mathematiker Charles Babbage arbeitete sie an dessen Analytical Engine und entwickelte die erste Programmiersprache und das erste Programm dafür. Heute gilt die Maschine als der erste Computer und Ada Lovelace als erste Programmiererin.
Rosalind Franklin: Mittlerweile gilt es als Allgemeinwissen, dass die DNA eine Doppelhelix-Struktur hat – aber woher kommt diese Erkenntnis eigentlich? Dahinter steckt tatsächlich ein echter Wissenschaftskrimi. Ursprünglich forschte die Chemikerin mit Hilfe der Röntgenstrukturanalyse an der Form von zum Beispiel Viren. Doch 1953 gelang ihr bei der Untersuchung von menschlichem Erbgut ein Durchbruch: Sie entdeckte Hinweise auf dessen Doppelhelix-Struktur und veröffentlichte dazu gemeinsam mit ihrem Doktoranden Raymond Gosling einen Forschungsartikel. Überraschenderweise erschien zeitgleich ein Beitrag der Forscher James Watson und Francis Crick, die die Struktur der DNA endgültig entschlüsselt hatten – und deren theoretische Modelle stimmten mit denen von Franklin überein. Zufall? Wohl kaum, denn später wurde bekannt, dass Watson für seine Entdeckung unerlaubt die Ergebnisse von Franklin genutzt hatte. Obwohl er und Crick einen Nobelpreis in Medizin für diese Entdeckung erhielten, blieb Franklin diese Ehre für ihren Beitrag dazu verwehrt. Der Fairness halber muss aber erwähnt werden, dass ein anderer – männlicher – Kollege, dessen Ergebnisse ebenfalls für diese Entdeckung genutzt wurden, auch keinen Nobelpreis bekam.
Kaum zu glauben, aber das waren tatsächlich nur einige wenige Beispiele für spannende Geschichten, in denen Forscher und Forscherinnen für ein besseres Verständnis der Natur gesorgt haben. Nächstes Mal begeben wir uns zu unserem ewigen Begleiter im Universum – und auch hier wäre ohne die Beiträge von Männern und Frauen Neil Armstrong nicht zu dem großen Schritt für die Menschheit angetreten. Es bleibt also spannend!
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