24. Juni 2022

Senioren und Smart City

In den nächsten Jahren werden die “Babyboomer”, also die heute ca. 57-66-Jährigen, ins Rentenalter eintreten. Dank Gesundheitsversorgung und guten Arbeits- und Lebensbedingungen haben viele Boomer die Aussicht auf ein Alter von 85 und mehr Jahren. Schon heute ist mehr als jeder vierte Deutsche 65 Jahre alt und älter.

Herausforderung für Kommunen und öffentlichen Wohnungsbau

Kommunen stehen vor der Herausforderung, die Boomer-Jahrgänge im Alter besser zu unterstützen und auf ihre Wünsche und Bedürfnisse einzugehen. “Smart Ageing” (intelligentes Altern) ist der neue Anspruch, der beschreibt, dass die Lebensräume der zukünftigen jungen Alten künftig optimal gestaltet werden. All ihre Bedürfnisse sollen hierbei bestmöglich berücksichtigt werden.

Die Hamburger „Körber-Stiftung“ hat zum Thema eine lesenswerte Studie mit Praxisbeispielen und Handlungsempfehlungen heraus gegeben.* Eine Pflichtlektüre für Kommunen, aber auch für unsere Branche, wenn es um den Einsatz von smarten Technologien durch öffentliche, aber auch private Auftraggeber geht. Altersgerechte Assistenzsysteme und die „aufpassende Wohnung“ sind schon heute nichts Neues mehr und finden bereits in den Wohnungsbau der öffentlichen Hand Eingang. Der smarte Fußboden, der Stürze bemerkt, Bewegungssensoren, die melden, wenn sich der Bewohner oder die Bewohnerin nicht bewegt, smarte Heiz- und Lüftungsassistenten und Sprachassistenten gehören zum Umfang, das Ganze unterstützt durch  Künstliche Intelligenz. Den smarten Gehstock mit Hilfeknopf gibt es heute schon.

Das Ziel der smarten vier Wände ist klar: Ältere sollen so lange es geht in ihrer eigenen Wohnung leben können. Problematisch wäre der Einsatz smarter Technologien und KI nur, wenn dabei menschliche Pflege und Zuwendung ersetzen sollen. Der humanoide Pflegeroboter z.B. ist schon jetzt reale Vision – oder doch eher eine Dystopie?

Einfacher Zugang zur Digitalen Welt

Um die Selbstständigkeit im Alter lange zu erhalten ist es sinnvoll, älteren Menschen einen einfachen Zugang zu digitalen Produkten zu ermöglichen und näherzubringen. Dazu gehören Lernangebote genauso wie digitale Angebote in Büchereien oder aber auch der Einsatz von smarten Apps auf dem Handy. Auch außerhalb der Wohnung kann smarte Technik das Leben für Ältere erleichtern. Im Straßenverkehr etwa mit einem Navi, das den schnellsten Weg zur nächsten öffentlichen Toilette, zur nächsten Sitzgelegenheit, ÖPNV-Halt, Behörde oder zum nächst gelegenen Supermarkt zeigt.

Smart City – wie ist der Plan?

Bei der Digitalisierung sollten Kommunen die Bedürfnisse der stetig wachsenden Anzahl von Senior*innen berücksichtigen. Dazu braucht es eine passende Digitalisierungsstrategie und für die Umsetzung einen Plan für den Einsatz der geeigneten Technologien. Hier kann die Elektrobranche ein wichtiger Partner bei der fachlichen Beratung und Auswahl geeigneter Technik und KI sein. Bei Wohnungsbau und Sanierung, aber auch im öffentlichen Straßenverkehr – das Potential ist riesig. „Ob gutes Altern gelingt, entscheidet sich auf kommunaler Ebene“ sagt eine der Autorinnen der erwähnten Broschüre. Der Erfolg entscheidet sich wesentlich auch bei der Beratung durch die Fach-Elektriker, beim Einsatz der richtigen Technologien und Produkte, möchten wir hinzufügen.

Fazit:

Die seniorenfreundliche Stadt umfasst alle öffentlichen Sektoren: Die smarte Wohnung, smarte Mobilität, Freizeit- und Bildungsangebote und barrierefreie Online-Dienstleistungen kommunaler Behörden. Die Älteren selbst sind zudem als Betroffene aufgefordert, ihre Bedürfnisse klar bei den Entscheidungsträgern in den Kommunen zu artikulieren.
Die Autoren der Broschüre fordern auch, dass der Breitbandausbau schneller voran gehen muss. Nicht nur in altersgerechten, smarten Wohnungen, sondern auch in Altersheimen muss WLAN mit 5G zum Standard werden.

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