28. Februar 2019

Smart Assistants – Ist Ihre Privatsphäre sicher?

Ob „Smart Assistants“, „Voice Assistants” oder gar “AI Assistants” – eines haben alle diese Bezeichnungen gemeinsam: Stets ist ein „Assistent“ gemeint, eine Hilfe bei täglichen Problemen, Beschäftigungen und Fragen.

Grundsätzlich ist ein Smart Assistant eine Software oder ein Gerät, welches natürliche Sprache erkennt und zu Befehlen verarbeitet. Dies ist durchaus nicht selbstverständlich – lange Zeit musste Spracherkennung über Stunden oder gar Tage trainiert werden, um einfachste Sätze zu verstehen – und diese auch nur dann, wenn sie stets ähnlich betont und formuliert wurden. Durch die natürlichere Spracherkennung aktueller Geräte wird die „echte“ Assistentenfunktion erst möglich gemacht.

Smart Assistants sind überall

Die Frage nach dem Siegeszug von Home, Alexa und Co fängt mittlerweile nicht mehr mit einem „ob“ an, sondern einem „wann“. Immer mehr private Haushalte nutzen einen Smart Assistant. Und es muss kein dezidiertes Hardware-Gerät sein: Handys kommen serienmäßig mit Siri und Konsorten, auch Fernseher sind immer öfter mit kompatibler Spracherkennung und -verarbeitung ausgestattet. Es ist mittlerweile fast unmöglich, nicht irgendeinen „Spion“ im Hause zu haben, wenn man nicht sehr bewusst darauf achtet.

Aber „spionieren“ diese Geräte tatsächlich? Was nimmt Alexa eigentlich auf, und wer hört es sich an? Wie funktioniert ein Sprachassistent?

Wie funktioniert die Befehlserkennung?

Ein Sprachassistent nimmt grundsätzlich immer und ständig auf. Ein konstanter Aufnahmestream von wenigen Sekunden wird direkt in der Software gespeichert und immer wieder überschrieben, bis das entsprechende Gerät ein Aktivierungswort erkennt, wie beispielsweise „Alexa“ oder „OK, Google“. Erst dann wird der folgende Sprachbefehl des Nutzers komprimiert und mittels sicherer Datenprotokolle zum Server des Assistant-Anbieters geschickt. Darum ist übrigens auch die Reaktion bei schnellem Internet deutlich fixer als bei einer Störung

Wenn der aufgenommene Befehl dort ankommt, wird er durch einen Algorithmus in seine Bestandteile auseinandergenommen – Worte, Tonalität und Betonungen werden verarbeitet und das System entscheidet, welcher Befehl in seiner Datenbank diesem „Wortsalat“ am nächsten kommt. Im Grunde sagt es: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du diese Frage gestellt hast“. Darum kann es durchaus vorkommen, dass die Analyse ein falsches oder ungültiges Ergebnis geliefert hat, und noch einmal nachfragt: „Meinten Sie dies?“

Während dieser Zeit, in der der Befehl auf dem Server überprüft wird, forscht ihr Gerät parallel, ob der Befehl auch eigenständig umgesetzt werden kann, ohne auf eine Antwort von seinem Zuhause zu warten. Der Befehl „Stop“ bei laufender Musik beispielsweise ist einfach und kann in den meisten Fällen lokal gelöst werden.

So oder so – letztendlich wird der Befehl, so gut es eben geht, umgesetzt. Fragen nach Allgemeinwissen oder Wetter wurden aus dem Netz gezogen, Aufforderungen, das Licht einzuschalten, wurden per WLAN an den SmartLight-Adapter weitergegeben. Der Assistant schaltet wieder in den Zuhör-Modus und sendet oder empfängt keine Daten mehr aus dem Internet, bis erneut das Codewort erkannt wird.

Nehmen Smart Assistants Rücksicht auf Privatsphäre und Sicherheit?

Wie sieht’s nun also mit der Privatsphäre aus? Hier unterscheiden sich die „großen“ Geräte durchaus im Detail.

Alexa verbindet beispielsweise alle Fragen, Käufe und Orte direkt mit dem eigenen Amazon-Account. Darum sieht man oft überraschend viele Kaufvorschläge von Amazon’s Store-Seite, die dem eigenen Verhalten entsprechen. Dieses Gefühl, gerade erst über einen Film nachgedacht zu haben, den man plötzlich überall empfohlen bekommt, kennen sicher viele. Amazon beschwört aber, dass auch, wenn Alexa immer ein offenes Ohr hat, nur dann Daten tatsächlich versendet werden, nachdem das Gerät mittels „Alexa“-Aufruf aufgeweckt wurde.

Google Assistant dagegen verbindet sich – wenig überraschend – direkt mit Google. Der große Vorteil ist, dass jeder Befehl nicht nur durch ähnliche Suchroutinen wie bei Alexa gejagt wird, aber zusätzlich auch Googles gesamte Wissensdatenbank nach Antworten durchsuchen kann. Der Nachteil? Der Assistent weiß alles über den Benutzer, was auch Google weiß – Kalendereinträge, Emails, Kontakte, Speicher, Suchen. Auch hier kann man durchaus Auswirkungen bei Werbeeinblendungen entdecken – Google Ads gehört schließlich auch zum gleichen Ökosystem. Wie auch Amazon verspricht Google Sicherheit, was die eigenen Daten angeht, und im Zweifel lassen sich alle bei Google jemals angegebenen, persönlichen Daten – wenn auch gefühlt kompliziert – per Hand löschen.

Siri hingegen verbindet keine Informationen, die vom Gerät genutzt wird, mit der eigenen AppleID, und nutzt stattdessen eine Zufallsidentität für das Gerät selbst. Der eigene Name, Kontakte und die Songs der eigenen Musikbibliothek werden verschlüsselt übertragen – aber das war’s schon. Von eigenen Fotos lässt Siri’s Internetverbindung beispielsweise die Finger. Der Nachteil liegt auf der Hand: Siri ist nicht ganz so „smart“ wie andere Assistenten. Wo Google beispielsweise durch Speicherung vergangener Aufrufe Zusammenhänge zwischen zwei aufeinanderfolgenden Fragen herstellen kann („Und von wem ist der Song?“) bleibt Siri ratlos.

Also: Alles gut?

Also: Sicher sind – laut Hersteller – alle drei großen Assistants. Im Normalfall sendet keines der Geräte rund um die Uhr ihre persönlichen Gespräche über das Internet, und die Schnipsel, die bei den Herstellern ankommen, sind verschlüsselt und nicht für Dritte zugänglich. Aber: Was den Datenkraken-Faktor angeht, gibt es durchaus Unterschiede, und hier sollte man sich durchaus bewusst sein, dass die eigenen Vorlieben ebenso für personalisierte Hilfe angewendet werden könnten wie für personalisierte Werbung.

Die gute Nachricht ist, dass bis auf weiteres die zugeschnittene Ausspielung von Werbung und Einkaufstipps das infamste sein wird, was die Assistants mit den eigenen Daten anfangen werden. Und das ist ja doch beruhigend.

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