27. März 2018

Fidelity-Index TM-30-15: Denn Licht ist nicht gleich Licht

Kategorie: Innovation

Licht ist nicht gleich Licht und damit die Wahl der Lichtquelle nicht nachträgliche Qualen nach sich zieht, ist es wichtig, Licht nach bestimmten Kriterien bewerten zu können. Nun soll der Index Ra durch den neuen Fidelity-Index TM-30-15 ersetzt werden. Doch der Fidelity-Index TM-30-15 ist ebenfalls auf dem Prüfstand. Wie der aktuelle Stand der Dinge ist, wird im Folgenden behandelt werden.

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Eine im mittäglichen Licht in sattem Rot erstrahlende Wand verwandelt sich abends plötzlich in ein die Augen quälendes Rosa. Dieses Phänomen hat nichts mit Magie zu tun, sondern ist zurückzuführen auf die Wahl des künstlichen Leuchtmittels und dessen Farbwiedergabe-Eigenschaften oder im Falle dieses Beispiels mit dessen schlechter Farbwiedergabefähigkeit. Man sieht also, die optimale Beleuchtung zu finden, ist deutlich komplizierter, als man es im erstem Moment denken würde. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, müssen Faktoren wie Lichtintensität, Farbtemperatur und spektrale Zusammensetzung definiert und berücksichtigt werden. Ist dieser Schritt getan, muss im nächsten Schritt geschaut werden, welche Farbwiedergabe-Fähigkeit die Leuchtmittel haben, um die Wahl des Leuchtmittels davon abhängig zu machen. Denkt man nun, dass alle Faktoren berücksichtigt worden sind und es eigentlich nichts mehr zu monieren geben dürfte, könnte der Faktor Mensch einem noch ein Strich durch die Rechnung machen, denn das menschliche Lichtempfinden ist subjektiv.

Der Ra-Index

DIn-Test FarbenKlingt ein wenig nach Glücksspiel, oder? Zumindest für den Bereich der Farbwiedergabe wollte man ein Kriterium schaffen, welches als objektive Bewertungsgrundlage dienen sollte. Seit 1965 erfolgt dies mit dem Farbwiedergabeindex RA (oder im englischsprachigen Raum CRI). Der Farbwiedergabeindex Ra wird über vierzehn Pastellfarben von Altrosa bis hin zu Blattgrün definiert (die Farben #R1 bis #R14). Für die Bestimmung werden beim heutigen Standard die ersten acht Pastellfarben (RA-Werte #1 bis #8) mit dem jeweiligen Bezugslicht verglichen. Für validere Aussagen können auch die Farben #R9 bis #R14 für den Vergleich hinzugezogen werden. Diese sind für den Standard zwar nicht verpflichtend, kommen aber mehr und mehr zum Einsatz. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass LED-Lampen in der Vergangenheit mit der Farbwiedergabe der Pastellfarbe #R9 (Rot gesättigt) ein echtes Problem hatten. Durch den Test der Pastellfarbe #R9 des Ra-Index hat man nun einen guten Referenzpunkt für die Farbwiedergabe-Eigenschaften eines künstlichen Leuchtmittels und damit für die Qualität eines solchen.

Der Fidelity-Index TM-30-15 und seine Schwachstellen

Und doch scheint man mit diesem Standard nicht mehr so richtig glücklich zu sein, denn in den letzten Jahren wurde viel über neue Bewertungssysteme diskutiert, von denen sich aber kein Vorschlag wirklich durchsetzen konnte. Der jüngste Versuch ein neues Bewertungssystem zu etablieren, ist aus dem Jahr 2015 und wurde von der Illuminating Engineering Society (IES) ins Leben gerufen: Es handelt sich um den neuen Standard TM-30-15. Dieser soll zur Bewertung der Farbwiedergabe-Eigenschaften von Lichtquellen dienen und setzt sich aus zwei Maßzahlen zusammen: Die Farbtreue Rf (für colour fidelity) sowie der Farbumfang Rg (colour gamut). Beide sind dimensionslose Kennzahlen und basieren auf dem Farbraum CIECAM02-UCS. Statt einer Farbpalette bestehend aus acht Testfarben kommen beim Fidelity-Index TM-30-15 nun 99 ungesättigte Farben zum Einsatz, die sich an natürlich vorkommenden Farben orientieren.

Seit seiner Vorstellung wird nun allerdings heiß diskutiert, ob der Standard TM-30-15 zur Bewertung und Beschreibung von Lichtquellen geeignet ist.
So hat der Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) in einem Positionspapier aus 2017 zahlreiche Kritikpunkte genannt, unter anderem dass die Richtung des Farbunterschieds im Farbraum nicht berücksichtigt wird, die Gamut-Definition nicht der Vorstellung über die Sättigungseigenschaften der Lichtquellen entspräche, die Form des Farbvolumens nicht berücksichtigt werde sowie die 99 Testfarben sehr ungleichmäßig über den Farbraum verteilt seien. Die ZVEI vertritt in diesem Fall den gleichen Standpunkt wie das für die Bestimmung von Standards zuständige internationale Expertengremium der CIE, welche zuvor zu dem Schluss gekommen war, dass der TM-30-15-Standard nicht ausreiche, den bestehenden Farbwiedergabeindex Ra zu ersetzen und dass dieser daher weiter bestehen bleibt. Der TM-30-15-Standard solle bis auf weiteres ausschließlich für den Einsatz für wissenschaftlichen Zwecke angewendet werden.

Eine Expertenrunde der CIE wurde bereits einberufen, um den Fidelity-Index TM-30-15 nun weiterentwickeln, so dass diese zu einer ausgereiften Farbmetrik wird, welche langfristig den in die Jahre gekommenen Index Ra ersetzen kann. Es bleibt weiterhin spannend, denn fest steht nur eins, nämlich dass Licht nicht gleich Licht ist.

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