13. Dezember 2019

The Smart Life Diary: Interview mit Alexander Smolianitski

Kategorie: Innovation

Welche positiven Eigenschaften siehst du in der zunehmenden Digitalisierung in unserer Welt?

Ich glaube, abgesehen davon, dass man gerade natürlich viel vernetzter unterwegs ist – und man Dienstleistungen z.B. auch viel schneller bekommen kann – ist Wissen viel erreichbarer für jeden. Das ist ein ganz großes Plus. Ich glaube auch z.B. im Bereich der Inklusion, haben wir da einen ganz großen Hebel mit dem wir Menschen wieder als Teil der Gesellschaft sehen können.

Wie werden sich Arbeit und/oder auch Industrie durch die Digitalisierung verändern?

Es gab vorher mal den Gedanken, dass es IT-Unternehmen gab. Ganz klassische IT-Unternehmen. Inzwischen ist glaube ich selbst jeder Mittelständer darauf gekommen, dass er weiß, dass die IT nun ein Kernbestandteil des eigenen Geschäfts ist. Ein Bäcker digitalisiert gerade, ein Schneider digitalisiert und das Handwerk ist gerade auch sehr groß dabei. Ich glaube, dass die Arbeitswelt sich einfach anpasst. Gleichzeitig werden gewisse Qualitäten, die man nur als Mensch hat, quasi weiterhin beibehalten. Lästige Arbeit wird vielleicht einfach wirklich durch eine Maschine ersetzt werden.

Wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus?

Ich glaube, durch die Veränderungen, die es gerade gibt, kann keiner wirklich ein ganz klares Bild geben. Was man auf jeden Fall merkt, ist dass sehr viele Berufe viel ortsunabhängiger und flexibler werden. Das ist ein großer Vorteil für Familien, da man sich die Zeit frei einteilen kann. Man kann für die Familie da sein, man kann weiterhin in der Karriere und auch in dem was man mal studiert oder gelernt hat auch weiterkommen. Das ist glaube ich auch ein Teil dessen, wie Menschen auch glücklicher werden können, weil die sich dann halt nicht nur im Familiären oder im Beruflichen verwirklichen können, sondern auch wirklich beide Bereiche abdecken können.

Welche Wünsche und Hoffnungen hast du persönlich an die Digitalisierung deines Alltags?

Ich wünsche mir für den Alltag, was die Digitalisierung angeht, eigentlich nicht unbedingt etwas wie ein neues Tool. Die kommen alle. Ich glaube, man sollte ein bisschen mehr Freude und weniger Risiko bei solchen Themen sehen.

Wie sehen deiner Meinung nach die Veränderungen in den Unterhaltungsmedien durch die Digitalisierung aus?

Ich glaube, dass es ein sehr harter Markt ist. Man merkt ja auch z.B. wie Medienhäuser in Deutschland sich komplett neu aufstellen. Eines der größten Medienhäuser verdient mittlerweile mehr mit Online-Werbung als mit Print. Dabei ist Print doch eigentlich ihr Kerngeschäft. Ich glaube aus einer Unterhaltungsmedienperspektive ist jetzt gerade das Zeitalter, in dem jeder mindestens ein Gerät permanent bei sich hat. Und das ist sehr spannend. Was man aber nicht vergessen sollte ist, dass man natürlich umsatzgetrieben agieren sollte. Eine gewisse perfide Art und Weise der Werbung muss dabei aber aufgehalten werden. Es ist nervig und bringt nicht wirklich den Umsatz, den man haben möchte. Und ich glaube jede Marke, die auch wirklich ernstzunehmend auch in der Unterhaltungsindustrie ist, hat so einen gewissen subtilen Charakter, mit dem sie einfach stilvoll viel besser Kunden langfristig generieren können.

Wie werden sich VR/AR weiterentwickeln?

Ich habe gerade ein absolut spannendes Projekt zum Thema AR. Wir haben so eine Art „Antihelden“ in der Kulturszene in der Stadt zum Thema „Digitalisierung“ gesucht und haben den im Schifffahrtsmuseum gefunden. Das Schifffahrtsmuseum liegt mitten in der Stadt und das kriegen wenige Leute mit. Dabei verbringen die Abende immer direkt nebenan am Burgplatz. Das was wir jetzt machen wollen ist etwas wie „Schiffe versenken“ mit historischen Schiffen auf dem Rhein. Das wird sicher eine tolle Anwendung. Ich glaube AR wird sich aus meiner Perspektive, viel mehr im Alltag durchsetzen als VR, weil es einfach schon in den Autos integriert ist. Navigationssysteme haben das und das Handy hat sowas. Im Bildungsbereich ist AR momentan wirklich ein ganz großer Hebel. Wir sehen das auch z.B. bei dem aktuellen Medienentwicklungsplan, den wir aufbauen. AR ist ein tolles Gadget. Wenn die Schüler ein Tablet haben, dann kann man viel besser z.B. in der Chemie Stoffverbindungen darstellen.

Wie verändert sich die Mobilität in der Zukunft durch die umfassende Digitalisierung?

Jeder von uns hat glaube ich mindestens zwei Apps für eScooter und zwei Kartensysteme auf dem Handy. Wir haben alle einen „DB Navigator“. Da sind auf der einen Seite die Unternehmen dran auf der anderen Seite auch z.B. wir als Stadt. Wie kriegt man es hin, dass man wirklich den Nutzern oder den Bürgern in einer App mal wirklich alle Angebote auflistet? Wie wäre es, mit einem „diskriminierungsfreien Marktplatz“? Alle sollten sich nun etwas öffnen. Ich glaube, dass das etwas sehr Spannendes ist. Ich finde es sehr schön, wenn Nutzer verstehen, dass es nicht „die eine“ Plattform gibt. Es gibt hier keine große Konkurrenz. Entweder guckt man auf die eine oder andere Plattform. Die Nutzer verstehen, dass man auch intermodal unterwegs sein möchte. Zum Beispiel, dass man mit dem Fahrrad bis zu einer U-Bahn fährt, dann mit der U-Bahn fährt und dann die letzte Meile zum Beispiel mit dem Auto fährt. Das ist eigentlich das spannende – das man einfach sieht, wie einzelne Bewegungskomponente miteinander interagieren können.

Wie siehst du die Vorteile der Digitalisierung in unserer wirklich immer älter werdenden Gesellschaft?

Ich glaube im Bereich Inklusion beschäftigt man sich auf der einen Seite aus der sozialen Perspektive mit Menschen, die vielleicht nicht die Möglichkeit haben zu wissen, ob sie barrierefrei von A nach B kommen. Es gibt jedoch auch eine Altersinklusion, die bei der Digitalisierung durchaus auch eine Rolle spielt. Wir hatten letztens eine Veranstaltung, bei der es um die Digitalisierung im Alter aus einer sozialen Perspektive ging. Thematisiert wurden u.a. Pflegeheime, die sich für eine viel bessere Verbindung zwischen den Bewohnern und deren Angehörigen einsetzen wollen. Es ist geplant, dass man Video-Chat-Räume z.B. aufbaut. Jetzt gerade ist auch der Schwung der Omas und Opas, die sich bei WhatsApp anmelden. Ich glaube, die Möglichkeiten dessen wie man auch zu Leuten – die man vielleicht nicht mehr im Alltag hat, weil man woanders studiert, woanders lebt, woanders arbeitet – dass dadurch die Familie so auch zusammenwachsen kann und da auch eine Bereitschaft besteht, sich die Geräte anzueignen. Mittlerweile sind die Geräte auch so einfach zu bedienen, dass auch ältere Nutzer einen Mehrwert darin sehen. Es ist ganz spannend zu sehen wie die Familienvernetzung auf einmal funktioniert.

Digitalisierung mehr Fluch oder Segen?

Auf jeden Fall ein Segen.

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